Fränkische Zustände.
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verfiel die Macht der Chalifen später, und das Reich zersplitterte sich in Einzelstaaten. Desto bedeutsamer wurde die arabische Kultur. Wohl-Arabische stand und Bildung entfaltete sich im Morgenlande zu derselben Zeit, da imtur" die Kultur im Abendlande tief darniederlag. Ein Welthandel entwickelte sich, der den Orient mit dem Occident verband. Das Gewerbe erblühte, besonders die Weberei von Seidengewändern, Teppichen und baumwollenem Musselin, der nach der Stadt Mossul am Tigris seinen Namen hat, die Herstellung von Waffen (Damascenerklingen), von Schmucksachen aus Metall und Edelsteinen, von prachtvollen Töpferarbeiten.
Die Baukunst brachte so herrliche Schöpfungen hervor wie die Alhambra zu Granada. Und neben der Dichtkunst entfaltete sich die Wissenschaft, so die Philosophie und besonders die Heilkunde.
3. Die karolingische Zeit.
Fränkische Zustände.
§ 19* Ergebnisse der Völkerwanderung. Weite Lande waren von den Laudgewirm Germanen erobert worden; jedoch blieb nur ein Teil davon wirklich ger- Sä manischer Besitz. Nordafrika war seit der Vernichtung der Wandalen ®ermonen' verloren gegangen, Spanien sollte bald darauf in die Hand der Araber fallen, welche, von Nordafrika kommend, die Westgoten vernichteten. England war ein Gewinn für das Germanentum, das sich hier erhielt; dagegen überwog in dem größten Teile Italiens und weiten Strecken Frankreichs die romanische Bevölkerung. So waren also die mit so viel Blut erkauften Provinzen des römischen Reiches nur zum Teil behauptet worden. Andrerseits aber war auch viel altgermanisches Land im Laufe der Völkerwanderung geräumt und eine Beute.fremder Völker geworden; denn in die Gebiete östlich der Elbe und Saale waren die slavischen Wenden, in Böhmen die ebenfalls slavischen Tschechen eingezogen.
Eine Erinnerung aber an die gewaltigen Schicksale und Taten der H-id-nsage. Völkerwanderung erhielt sich in der Heldensage; in ihr spiegelt sich das germanische Mannes- und Frauenideal wieder. Sie verbindet die uralte Vorstellung von dem herrlichen, jngendnmstrahlten Lichthelden Siegfried, der den Hort der Nibelungen, der Nebelmänner, erbeutet, der zu der von bösen Geistern gefangen gehaltenen Sonnenjungfrau Brunhild durchdringt und doch schließlich den Nibelungen zum Opfer fällt, mit der Erzählung von dem furchtbaren Untergang des Volkes der Burgunder durch König
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Deuischland im dreizehnten Jahrhundert.
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Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hörige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wußten die Waffen zu führen. Sie schlossen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Zünfte oder Innungen nannte; die Zünfte hatten ihre besonderen Bräuche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durfte Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehörte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, daß er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und daß er ein Meisterstück angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werkstätten nachzusehen, ob überall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt würde. In dieser Art erblühte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Städten gearbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nordeuropa, ausgeführt und dort verkauft.
Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblüht. Die Handel. Straßen, für deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde, und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen großen Ströme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefüllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch längst auf die hohe See hinausgewagt; Nord- und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah.
Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtei trieb, der mußte selbst hinaus in die Fremde, mußte die Waffen führen können, mußte mancher Gefahr gewärtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, Überfall von Seeräubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstämme bringen konnten; dafür harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein außerordentlich hoher Gewinn. An den Küsten Skandinaviens und des heutigen Rußlands landeten die deutschen Kaufleute und gründeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgeräte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Häute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde, und derjals Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde.
Aber auch nach Süden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuzzüge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden, der fast allein in der Hand italienischer Städte, vor allem Venedigs und
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den Rhein, nach Frankreich, besonders aber nach den Niederlanden. Mit 4, 6 und mehr vierspännigen, plumpen, aber stark gebauten Wagen, die den Unebenheiten der elenden Straßen gewachsen waren, zogen die Kansleute anfangs in Person, begleitet von einigen Handlungsdienern und starken Knechten, alle aber wohlbewaffuet, aus. Oft vereinigten sie sich wegen des besseren Schutzes zu Gesellschaften, die entweder ein gemeinsames Ziel hatten oder doch eine große Strecke zusammen zurücklegen konnten. Doch schon am Ende des 14. Jahrhunderts ließ die persönliche Beteiligung an den Auslandsreisen nach. Man betraute mit dem Geschäft tüchtige Handlungsdiener oder übergab, was noch bequemer war, einem Fuhrmann die Verfrachtung. — Waidmärkte von besonderem Rufe waren in Gent. Brügge, Antwerpen und in Görlitz. Unternehmende Kaufleute aber wagten selbst die beschwerliche und durch Seeräuber gefährliche Ueberfahrt nach England.
Mit dem Verkaufe des Waids war jedoch das Geschäft nicht abgeschlossen. Die leeren Wagen wurden mit den Erzeugnissen der fremden Länder, mit Tuchen, Seide, Pelzen, Eisenwaren, Wein, getrockneten und gesalzenen Fischen oder was sonst zum Wiederverkauf unterwegs und in der Heimat sich eignete und einen guten Absatz versprach, befrachtet; denn Erfurt war ein Markt allerersten Ranges, in dessen Straßen auf öffentlichen Ständen oder Gaden und in Buden jahraus, jahrein verkauft wurde. — Außerdem besaß die Stadt verschiedene Meßprivilegien. In der Absicht immer mehr fremde Käufer und Verkäufer heranzuziehen, hatte schon 1331 Erzbischof Balduin auf Bitten des Rates beim Kaifer Ludwig eine allgemeine Messe, die vom zweiten Sonntag nach Ostern bis Himmelfahrt dauerte, erwirkt. Allen dahin ziehenden Kaufleuten wurde kaiserlicher Schutz und sicheres Geleit zugesagt. Auch fielen während der Dauer der Messe fast alle Abgaben fort, die sonst von jedem Geschäft erhoben zu werden pflegten. Dann hatte Kaiser Friedrich Iii. der durch den großen Brand (1472) so schwer geschädigten Stadt ein Jahr daraus eine zweite Messe gewährt, die am Sonntag Trinitatis begann und 3 Wochen dauerte. Durch Kaiser Maximilian wurden die beiden Messen aus günstigere Zeiten gelegt und jede um eine Woche gekürzt; die erste sollte zu Pfingsten, die andere erst Martini abgehalten werden. Den größten Nutzen hat der Stadt und ihrem Handel aber das Stapelrecht (f. Nr. Ii, b) gebracht, das ihr schon Kaiser Karl verliehen haben soll (805). Auf Grund dieses Rechtes durste kein Kaufmann, der in einem gewissen Umkreise Thüringen durchzog, an Erfurt vorüberfahren, ohne seine Waren daselbst abzulegen. So konnte man hier alles haben, was man wünschte, sowohl die Erzeugnisse des Nordens wie die des Südens, des Ostens wie des Westens. Darum stellten sich die Händler der kleineren Städte und die Bauern in Menge ein, um an erster Stelle zu schöpfen, nachdem die Bürger ihren Bedarf gedeckt hatten. Und da der er-
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Frankreich Gent Antwerpen Görlitz England Erfurt Erfurt
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zielte Absatz bedeutend war, so unterhielten bald die Großhändler hervorragender Handelsstädte, z. B. von Lübeck, Nürnberg und Augsburg, in Erfurt dauernde Niederlagen, in denen gegen den entsprechenden Zoll an Kleinhändler und Bürger verkauft wurde.
Im Erfurter Kaufhaus: Alles Gut, das zu Erfurts Toren einging und niedergelegt wurde, mußte nach der Ansage im Geleitshaus vor die städtische „Wage" (f. S. 55) geführt und dort verwogen werden. Die hierfür erhobene Gebühr war das „Ungeld". Den Namen „Wage" hatte das Kaufhaus von dem Wiegen der Waren, wozu außer dem „Kranich"" (Kran) vier Wagen verschiedener Größe ausgestellt waren. Jeder wurden ihre besonderen Güter zugewiesen. Auf der kleinsten, „die man heißet die Garnwage", wog man Garn, Würze unä ähnliche Güter, nicht über % Zentner. Die nächstgrößte Wage, „Schmerwage" genannt, war bestimmt für das Auswiegen der „fetten War". „Trockene Ware", nicht über 8 Zentner, gehörte auf die „Krämerwage", z. B. Wachs, Zinn, Salpeter, Zwirn, Rosinen, Mandeln, Feigen und alle teuere „Pfennigware". Noch größere Gewichts-mengen an Krämerware waren der „Sinderwage" vorbehalten, bis zum Gewicht von 10 Zentnern. Besonders Sinder (Alaun), Pech, Kupfer, Hanf und Wolle gehörten hierher. Dem ganzen Betrieb der Wage stand der Wagemeister vor. Er hatte an den Marktlagen alle Hände voll zu tun und mußte den Wagknech-ten einen Teil der Aufsicht überlassen, damit „nichts veruntreut und Bürger und Fremde mit Anerbieten des Heimtragens und Abladens nicht über Gebühr beschwert wurden."
Noch zu Ende des 15. Jahrhunderts stand der Erfurter Handel in höchster Blüte; doch mit dsm politischen Niedergang der Stad^ trat ein Stillstand ein, dem bald der Rückgang folgte. An die stelle Erfurts trat Leipzig, in jeder Weise begünstigt und unterstützt von seinen Fürsten. (Nach L. Gerbing.)
33. Huf dem Erfurter Waidmarkf.
Anfuhr: In Erfurt war Waidmarkt. Im Herzen der Stadt herrschte ein ungeheures Getöse, wie es eben Hunderte von knarrenden Karren mit ihren Pferden, Taufende von erregten Menschen hervorbringen. Der ganze Anger war durch Fuhrwerke verbaut, ebenso ein Teil der Schlösserstraße und Krämpferstraße. Ueberall hielten die niedrigen Leiterwagen, die Pferde aber waren von den Burschen in die Gasthäuser zum Ausspann gebracht worden. Für die äußere Ordnung sorgten die Ratsknechte, die da aufpaßten, daß zwischen den Wagenburgen genug freier Raum blieb.
Der Waidmarkt: Noch waren die Leinenplanen der Bauernwagen geschlossen. Da ertönte die Waidglocke von Skt. Viti, damals auf dem Platze des jetzigen Rheinischen Hofes gelegen, ernst und doch freudig. Sofort verschwanden die Decken von den
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I. Die Französische Revolution.
Regel das Urteil der Menschen bestimmt, heftete sich an seine Fersen. Ludwig Xv. war weder bedeutend, noch hatte er in seinen äußern Unternehmungen Erfolg. Die Niederlage bei Roßbach, die Verluste in Amerika durch den Siebenjährigen Krieg gegen England hatten das Ansehen der Regierung schwer erschüttert. Dazu herrschte am Hofe die größte Sitten-losigkeit. Nicht mit Hochachtung, sondern mit Verachtung betrachtete das Volk den Hof.
Die Mißachtung des Hofes wurde gesteigert durch die Willkür, die in der Rechtspflege herrschte. Königliche Haftbefehle, Lettres de cacliet genannt, wurden von den Ministern verkauft und verschenkt. Der Inhaber setzte den Namen einer ihm mißliebigen Person darauf; diese wurde dann im Namen des Königs verhaftet. Trotz wiederholter königlicher Verordnungen, daß kein Bürger länger als 24 Stunden ohne richterliches Urteil in Haft gehalten werden dürfte, haben viele Personen, die den Machthabern oder deren Günstlingen mißliebig geworden waren, jahrelang im Kerker gesessen, ohne durch Richterspruch dazu verurteilt zu sein. Der Minister Fleury soll 40000 solcher Haftbefehle bewilligt, andre Minister Tausende davon verschenkt haben.
Die Aufklärung. Unter solch unbefriedigenden Zuständen ist nicht zu verwundern, daß die Männer der Wissenschaft eine staats- und kirchenfeindliche Richtung einschlugen, und daß ihre Schriften, soweit sie vom Volke verstanden wurden, auch bei diesem Eingang fanden. Schriften, die die bestehende Ordnung in Staat und Kirche angreifen, sind zu allen Zeiten veröffentlicht worden, aber sie sind nur ins Volk gedrungen, wertn dieses durch wirklich vorhandene Mißstände dafür empfänglich war. Der die Frucht feiner Arbeit genießende Bürger ist im allgemeinen revolutionären Ideen auf staatlichem und kirchlichem Gebiete unzugänglich; Not und Hunger trotz harter Arbeit machen revolutionär. Für die Schriften der Philosophen hatte das Volk kein Verständnis. Montesquieu^ Lettres J Persanes schlugen bei den Gebildeten ein. Der Verfasser kleidet die wirklichen und auch vermeintliche Mißbräuche in Staat und Kirche in die Form von Reiseberichten angeblicher Perser. In seiner Schrift Esprit des lois tritt er für die konstitutionelle Staatsform ein, die er in England kennen gelernt habe, d. h. für eine Staatsform, bei der die Regierung durch eine Volksvertretung kontrolliert wird.
Ins Volk dagegen drangen Jean Jacques Rouffeaus Schriften Le contrat social und Emile. Der Grundgedanke des Contrat social, des Staatsvertrags, ist, daß das Volk Inhaber der höchsten Gewalt sei, die es durch Vertrag den Regierenden überträgt; dieser Vertrag ist jederzeit kündbar. Jedes Privateigentum ist Anmaßung. „Der erste, der ein Stück einzäunte und sagte: das gehört mir, und der Leute sanb, die einfältig genug waren, es zu glauben, war der wahre Begrünber der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, wie viele Kriege hätten
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Die Entwickelung de; Prolestantirmus.
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um die Hofdame Anna Boleyn zu heiraten. Als diesem Wunsche der Papst seine Genehmigung versagte, verbot Heinrich der englischen Geistlichkeit, ferner mit ihm in Verkehr zu treten und ihm Gehorsam zu leisten, und machte sich selbst zum Oberhaupte der englischen Kirche, ohne indessen in Lehre und Kirchenverfassung weitere Änderungen zu treffen. Erst unter seinen Nachfolgern wurde auch in England die Reformation durchgeführt; die Königin Elisabeth, die Tochter Heinrichs Viii. und der Anna Boleyn, wurde ein Hort des Protestantismus.
Von großer Bedeutung wurde es ferner, daß in der Schweiz eine®Cn“te neuer Mittelpunkt der Reformation entstand. Johann Calvin, der aus dem nördlichen Frankreich stammte, setzte das Werk Zwinglis fort.
In Genf gelangte er seit 1541 zu maßgebendem Einfluß, ordnete die kirchlichen Verhältnisse und führte in dieser wohlhabenden und genußsüchtigen Stadt eine äußerst strenge Kirchenzucht ein. Er war ein Mann von großer Schroffheit, ja Härte, rücksichtslos gegen anders Denkende; aber in seiner Schule erwuchsen glaubensstarke Männer, denen ihre religiöse Überzeugung das Höchste war, die, streng gegen sich wie gegen andere, ihr ganzes Leben nach den Vorschriften ihres Glaubens zu formen suchten, Männer, die kampfesfteudig und zuversichtlich auch in den Tod gingen. In Deutschland wurde die K u r p f a l z das wichtigste Land, das sich zum Calvinismus be- Ausbreitung kannte, und der Heidelberger Katechismus die Bekenntnisschrift der deutschen Calvinismus Calvinisten oder, wie sie sich auch nannten, „Reformierten". Aber auch
nach Frankreich, nach den Niederlanden, nach Schottland und
England wurde die reformierte Lehre getragen.
§ 116. Die Wiedertäufer in Münster. Während das Luthertum in Nord- und Süddeutschland Fortschritte machte, gewannen an einer Stelle auch die Schwarmgeister und Wiedertäufer eine verhängnisvolle Gewalt. Die Stadt Münster in Westfalen hatte den evangelischen Glauben angenommen ; dann waren aber aus den benachbarten Niederlanden schwärmerische Anhänger jener Sekte eingewandert, hatten die Mehrheit im Rat gewonnen und ihre Macht dazu benutzt, um alle, die sich nicht zum zweiten Male taufen laffen wollten, aus den Toren zu treiben. An ihrer Spitze standen Jan Matthys, ein Bäcker aus Haarlem, und Jan Bockelson, ein früherer ver M-de» Schneider aus Leyden. Als der erstere im Kampfe gegen die Truppen des tiiuferftoat‘ Bischofs von Münster, der, von anderen Fürsten unterstützt, die Stadt belagerte, gefallen war, machte sich Jan Bockelson zum König des „neuen Jerusalem". Der Gewaltherrscher führte ein grausames Regiment und lebte in Pracht und Verschwendung., während die Lebensrnittel'in der Stadt
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Extrahierte Personennamen: Anna_Boleyn Heinrich_der Heinrich Heinrichs Heinrichs Anna_Boleyn Johann_Calvin Johann Jan_Matthys Jan_Bockelson Schneider Jan_Bockelson
Extrahierte Ortsnamen: England Schweiz Frankreich Genf Deutschland Frankreich Schottland England Westfalen Haarlem
116
Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519—1648.
seines gewaltigen Reiches für die alte Kirche eintrat. Philipp Ii., ein Fürst von rastloser Arbeitsamkeit und zäher Beharrlichkeit, zugleich aber von düsterem, mißtrauischem, despotischem Wesen, strebte denselben Zielen wie sein Vater nach, der Weltherrschaft Spaniens, der Herstellung einer unbeschränkten königlichen Gewalt in allen seinen Landen, zugleich der Ausbreitung des Katholizismus und der Bekämpfung der Ketzer. Von der Verfolgung dieser Ziele hat er während seiner mehr als vierzig Jahre langen Regierung nicht abgelassen; zeitweise schien ihm ein glänzender Erfolg zu winken, schließlich aber erlitt er Mißgeschick auf Mißgeschick, während Spanien unter dem Drucke der Steuerlast und einer despotischen Regierung verarmte und innerlich verfiel.
Tie Nieder- Ganz besonders waren es die Niederlande, in denen Philipp die tonbe' ererbten Freiheiten der Stände zu vernichten und den um sich greifenden Calvinismus auszurotten gedachte. Er sandte dorthin den Herzog Alba, der mit blutiger, erbarmungsloser Strenge auftrat. Zwei Führer der ständischen Partei, den als Feldherrn bewährten, ritterlichen und beliebten Grafen E g m o n t und den Admiral Grafen Hoorn, ließ er verhaften und auf dem Marktplatz zu Brüssel hinrichten. Er setzte einen Gerichtshof ein, den das Volk den Blutrat nannte, weil er zahllose Hinrichtungen verfügte, und drückte das Volk durch schwere Steuern. Da brach in den nördlichen Provinzen ein Aufstand aus, an dessen Spitze Graf Wilhelm von Nassau-Oranien trat. Geusen nannten sich die Aufständischen; sie hatten den Spottnamen gueux, d. H. Bettler, mit dem sie einst bei einem feierlichen Aufzuge in Brüffel ein spanischer Edelmann bezeichnet hatte, als
Parteinamen angenommen.
Alba wurde von Philipp abgerufen; aber auch seine Nachfolger konnten Abfall der der Erhebung nicht Herr werden, und die sieben nördlichen Staaten der ^1581^'Niederlande schlossen unter sich eine Union und sagten sich im Jahre 1581' von Spanien los. In langen, schweren Kämpfen haben sie dann, anfangs von Wilhelm von Dramen, nach dessen Ermordung von seinem Sohne Blüte des M o r i tz geführt, ihre Unabhängigkeit behauptet. Zugleich erwuchsen sie zu einem Handels- und Kolonialvolk, das eine mächtige Flotte schuf, den hanseatischen Kaufleuten den Ostseehandel entriß und auf den Sundainseln, auf Ceylon, im Kaplande gewinnbringende Kolonien erwarb. Damals war Amsterdam der Mittelpunkt des europäischen Handels und der geldreichste Platz des Erdteils.
Elisabeth. § 125. Elisabeth von Enslland. Die Armada. Auf dem englischen Throne saß damals Elisabeth, Heinrichs Viii. Tochter, die dem Pro-
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Die europäische Lage. Frankreich unter Ludwig Xiv.
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Einfluß aus, litt fortwährend Mangel an Geld und hatte sich gegen zwei auswärtige Gegner zu wehren, die Türken, die damals ihre Eroberungskriege erneuerten, und die Franzosen, die alten Nebenbuhler seines Hauses.
Weit ohnmächtiger war die spanische Linie des Hauses Habsburg. Spanien. Spanien, dessen europäische Nebenländer, Unteritalien, Mailand, die
bnrgundische Freigrasschast und die Niederlande, weit zerstreut lagen, dessen Finanzen zerrüttet waren, dessen Volkswohlstand mit schweren Steuern belastet wurde, dessen geistiges Leben unter hartem Drucke litt, war unter seinem körperlich und geistig schwachen Könige Karl I. in unaufhaltsamem Verfall begriffen, eine lockende Beute für den französischen Nachbar.
Durch den dreißigjährigen Krieg war Schweden emporgekommen Schweden, und zur ersten Macht der Ostsee geworden. Aber Schweden war weder reich noch stark bevölkert; seine einzige Stütze war sein Heer. Auch die Niederlande, wenn auch ein reiches Land und damals der erste Handels-Niederlande, und Kolonialstaat Europas, waren doch zu klein, um sich aus die Dauer
größeren Völkern gegenüber behaupten zu können.
Der erste Staat Europas war damals zweifellos Frankreich; zu-
mal da England im 17. Jahrhundert langwierige innere Wirren durchzumachen hatte.
§457renfi1(mb im 17. Jahrhundert. 1603 war Königin Elisabeth ***** nach ruhmreicher Regierung gestorben; ihr war König Jakob von Schottland, der Sohn Maria Stuarts, als Jakob I. gefolgt. In seinem Bestreben, möglichst unumschränkt zu regieren, stieß er auf den lebhaften Widerstand des Parlaments, mit dem er harte Kämpfe zu bestehen hatte. Sein Sohn Karl I. verfuhr noch willkürlicher als der Vater und berief gegen die Gesetze das Parlament jahrelang nicht zusammen; er verletzte zugleich durch seine kirchlichen Neuerungen und seine scheinbare Hinneigung zum Katholizismus die Puritaner, d. h. die strengen Calvinisten. Der Unwille über sein Regiment führte endlich zum Bürgerkriege. „Kavaliere" nannte man die Anhänger der königlichen Partei, „Rundköpfe" — nach ihrem kurzgeschnittenen Haar — die Gegner. Als Führer der Aufständischen ragte Oliver Cromwell hervor. Karl wurde besiegt, gefangen genommen, vor einem Gerichtshof angeklagt und als „Tyrann, Verräter,
Mörder und Feind des Gemeinwesens" 1649 zu London im Angesichte seines Residenzschlosses enthauptet.
England wurde nunmehr Republik; als Lord-Protektor führte seit 1653 Cromwell die Regierung, ein Mann von starker religiöser Cromwell. Überzeugung, von durchdringendem Verstände, von mächtiger, rücksichtsloser
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Deutschland im dreizehnten Jahrhundert.
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Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hörige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wußten die Waffen zu führen. Sie schlossen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Zünfte oder Innungen nannte; die Zünfte hatten ihre besonderen Bräuche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durste Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehörte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, daß er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und daß er ein Meisterstück angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werkstätten nachzusehen, ob überall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt würde. In dieser Art erblühte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Städten gearbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nordeuropa, ausgeführt und dort verkauft.
Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblüht. Die Handel Straßen, für deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen großen Ströme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefüllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch längst auf die hohe See hinausgewagt; Nord- und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah.
Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtei trieb, der mußte selbst hinaus in die Fremde, mußte die Waffen führen können, mußte mancher Gefahr gewärtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, Überfall von Seeräubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstämme bringen konnten; dafür harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein außerordentlich hoher Gewinn. An den Küsten Skandinaviens und des heutigen Rußlands landeten die deutschen Kaufleute und gründeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgeräte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Häute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde und der als Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde.
Aber auch nach Süden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuzzüge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden, der säst allein in der Hand italienischer Städte, vor allem Venedigs und
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nordeuropa Rhein Donau Ostsee Skandinaviens
Die Wirdererhebung des Katholizismus und die Weltpolittk Philipps Ii.
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tcstantismus anhing,(155.8 —1603). Zu ihr floh, durch einen Aufstand aus ihrem protestantisch gewordenen Lande vertrieben, die schöne, katholische Königin von Schottland, Maria Stuart, ihre Verwandte. Sie kam als Schutzflehende; da sie aber als Großnichte Heinrichs Viii. einst auch ihrerseits auf den englischen Thron Anspruch erhoben hatte und den englischen Katholiken noch immer als die rechtmäßige Königin galt, sah Elisabeth in ihr eine Gegnerin und hielt sie in Haft. Neunzehn Jahre lang blieb Maria Stuart in Gefangenschaft; als man ihr dann nachwies, daß sie um einen Mordversuch gegen die Königin gewußt habe, ward sie vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Schon vorher hatte der Papst Elisabeth mit dem Banne belegt, und Sendlinge der päpstlichen Partei hatten in dem katholischen, unterdrückten Irland einen blutigen Aufstand hervorgerufen. Jetzt unternahm es Philippvon Spanien, Elisabeth vom Throne zu stoßen und England zugleich dem Katholizismus und seiner eigenen Herrschaft zu unterwerfen. Eine gewaltige Flotte, die unüberwindliche Armada, rüstete er im Jahre 1588 aus; aber schlecht geführt und durch die Angriffe der englischen Schiffe hart mitgenommen, wurde sie zum großen Teil vernichtet. Es war der furchtbarste Schlag, der Philipp Ii. getroffen hat; seitdem beginnt der Niedergang Spaniens.
Dagegen schwang sichenglandsseemachtundhandel empor; Mm« wahrend es anfangs hinter Holland zurückstand, überflügelte es dieses ' ßanb seit der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts. Auch das geistige Leben Englands erblühte; ein Zeitgenosse Elisabeths ist der große Dramatiker William Shakespeare.
§ 126. Die französischen Religionskriege. Auch in Frankreich hatte *noüä* Calvinismus Fuß gefaßt. Hier war es besonders ein Teil des Adels und des gebildeten Bürgerstandes, der sich zu ihm bekannte; man nannte die Calvinisten in Frankreich Hugenotten, d.h. Eidgenossen. An der Spitze der katholischen Partei stand die mächtige Familie Guise, die unter den drei schwachen Söhnen König Heinrichs Ii., welche einander auf dem Throne folgten, einen großen Einfluß ausübte. Mit der Niedermetzelung der Hugenotten in einem Dorfe der Champagne begann der erste Religionskrieg. Diesem folgten immer neue Religionskriege; im Jahre 1572 führte die Erbitterung der katholischen Partei und der ruchlose Ehrgeiz der Königin-Mutter Katharina Medici zu dem furchtbaren Massenmorde der Hugenotten in der Bartholomäusnacht (24. August), dem auch der ehrenhafte und tiefreligiöse Admiral Eoligny, einer der “f*'
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Extrahierte Personennamen: Philipps Maria_Stuart Maria Heinrichs Heinrichs Elisabeth Maria_Stuart Maria Elisabeth Philipp_Ii Philipp William_Shakespeare Heinrichs Katharina_Medici August
Extrahierte Ortsnamen: Schottland Irland Spanien England Spaniens Holland Englands Frankreich Frankreich